„Der Ursprung aller Kampfkünste liegt im Stockkampf, dessen Ursprung wiederrum im Umfeld des Shaolintempels liegt.“ (aus dem chin. Bubishi [Wu Bei Zhi] Teil Shaolin Konpo)
Die Bezeichnung „Bo“ ist eigentlich ein übergeordneter Begriff für alle Stockwaffen. In neuerer Zeit hat sich der Name aber für den Rokushaku-Bo (Langstock) durchgesetzt.
In wohl jeder Kampfkunst ist ein Stock zu finden. Es wird gesagt, dass ein Schüler immer mit dem Studium des Bo anfangen sollte. Danach versteht er die anderen Waffen besser und kann Zusammenhänge leichter erkennen.
Der Stock ist wohl eine der ältesten Waffen überhaupt, schon in der Urzeit wurde er als Speer zum Jagen benutzt. Es gibt viele Möglichkeiten der Benutzung. Der Bo könnte z.B. über den Schultern als Tragehilfe genutzt werden, aber auch ein Gebrauch als Wanderstab oder Teil eines Arbeitsgerätes ist möglich.
Eine andere Bezeichnung für Bo ist Kon oder Kun. Ursprünglich hatte ein Bo, bei einem Durchmesser von 3 cm, eine Länge von ca. 1,80 m und wurde daher Rokushaku-Bo genannt. Der Name ergibt sich aus „Roku“, der japanischen Zahl 6 und „Shaku“, einem japanischen Längenmaß.
Abgesehen von der Länge eines Stockes (z.B. Han Bo = Halber Stock), wurden unterschiedliche Formen genutzt. Man unterscheidet die runde Form (Maru-Bo), 4-eckig (Kaku-Bo), 6-eckig (Rokkaku-Bo) und die 8-eckige Form (Hakkaku-Bo). Teilweise wurden Bo’s auch mit konischen zulaufenden Enden hergestellt, um eine höhere Geschwindigkeit bei Drehungen erzeugen zu können und eine leichter Handhabung zu ermöglichen.
Die Länge sollte eine handbreit länger als sein Benutzer sein. Daher erklärt sich, dass die Länge eines „normalen“ Bo’s heute auch länger als 1,80 m sein kann. Als Material wurde ein Holz ausgesucht, das elastisch genug ist, um beim Auftreffen nicht zu brechen und hart genug, um einem Schwert zu widerstehen. Auch sollte das Holz jahre lang abgelagert sein, um zu verhindern das sich Risse durch Austrocknung bilden, an denen man sich verletzen kann.
Die Enden des Bo wurden oft mit Öl eingeschmiert. Dadurch waren sie in einem Kampf schlechter zu greifen. Gleichzeitig bewirkt das Öl einen gewissen Holzschutz.
Mit einem Bo war es einem geschicktem Kämpfer möglich, selbst gegen einen erfahrenen Schwertkämpfer zu bestehen. So soll es z.B. eine Begegnung zwischen dem Schwertmeister Miamoto Musashi und einem Meister des Stockkampfes namens Gonnosuke gegeben haben. Der Überlieferung zu Folge sagten beide, der jeweils andere habe gewonnen. Miamoto Musashi erkannte in diesem Kampf, das ein Stock vielseitiger einsetzbar war als ein Schwert. Am Ende soll er sogar gesagt haben, er gebe auf und habe verloren, da er sich nicht erklären konnte wann und mit welcher Technik Gonnosuke ihm eine fast tödliche Verletzung zugefügt hatte.
Da ein Bo keinen Griff und keine Klinge hat, kann jeder Teil des Stockes zur Verteidigung bzw. zum Angriff verwendet werden. So können mit beiden Enden des Stockes Schlag- und Stoßtechnicken in alle Richtungen mit unterschiedlichen Distanzen ausgeführt werden. Auch sind Hebel und Würgetechniken möglich, um einen Gegner außer Gefecht zu setzen bzw. zu halten.
In der geschichtlich gesehen frühen Nutzung und hohen Flexibilität in der Anwendung liegt wohl auch die hauptsächliche Begründung, warum für den Bo mehr Kata existieren als für jede andere Waffe.
Die Teile des Bo sind: Saki (Spitzen) und Moto (Schwerezentrum).